Verpackungsmüll vermeiden – von Plastik, Papier und Pfandflaschen

Möhren im Plastikbeutel, Saft im Verbundkarton und Riegel, die gleich mehrfach verpackt sind – Lebensmittel einkaufen hinterlässt einen riesigen Müllberg. Wir zeigen euch, wie ihr Verpackungsmüll vermeiden könnt.

Tatsächlich sind die Deutschen Europameister im Verbrauch von Verpackungsmaterial. Mehr als 225 kg pro Person und Jahr sind es und damit etwa 50 Kilo mehr als bei unseren Nachbarn. Auch wenn Lebensmittel Schutz gegen Umwelteinflüsse brauchen, ist das alles andere als nachhaltig. Hier findet ihr Tipps zum Müllvermeiden beim Einkaufen, lest welches Material am umweltfreundlichsten ist und erfahrt, wie ein verpackungsfreier Laden funktioniert.

Frau mit Gemüsenetz beim verpackungsfreien Einkauf

Bild: jchizhe / stock.adobe.com

Obst und Gemüse unverpackt kaufen

Fangen wir mit etwas Einfachem an: Obst und Gemüse gibt es oft lose zu kaufen, sowohl auf dem Wochenmarkt als auch im Supermarkt. Das einzige was du brauchst: Einen Stoffbeutel oder ein Mehrwegnetz. Wenn es mal eine Papiertüte sein muss, ist es sinnvoll sie mehrfach zu verwenden, denn es stecken neben dem Rohstoff Holz auch viel Energie und Wasser drin. Papier ist für die Umwelt schonmal deutlich besser als Plastik, denn es ist leicht zu recyceln und hält sich nicht Jahrhunderte lang in der Umwelt.

Unser Tipp: Egal welche Verpackung du nutzt, verwende sie möglichst oft wieder. Taschen und Beutel dabei regelmäßig waschen.

Verpacktes Obst und Gemüse im Supermarkt

Bild: rufar / stock.adobe.com

Warum ist Bio-Gemüse im Supermarkt oft verpackt?

Vor allem das Bio-Gemüse ist im Supermarkt oft extra verpackt. Das hat einen einfachen Grund, denn die Verpackung soll verhindern, dass die Ware mit anderen Produkte zu verwechseln ist. Eigentlich braucht es dafür aber keine komplette Plastikverpackung, denn das klappt auch mit einem Schalen-Tattoo, einer Banderole oder einem Aufkleber auf den jeweiligen Sorten.

Sicher ummantelt

Es gibt eine neue Methode, um Obst und Gemüse zu schützen und länger haltbar zu machen: Sie heißt Coating, und bezeichnet einen Überzug auf der Basis von Fett oder Zucker. Wie eine zweite Haut umspannt der essbare Mantel die Frucht und sorgt dafür, dass sie weniger Wasser verliert und gegen den Einfluss von Sauerstoff geschützt ist. Ganz ohne weitere Verpackung bleibt die Ware so zwei bis dreimal so lange frisch wie ohne Hülle. Genutzt wird das Verfahren zum Beispiel für Avocados, Orangen und Mandarinen.

Kiwi mit einbrannten Bio-Logo (Laser-Branding)

Tätowiertes Obst: Laser-Branding auf einer Bio-Kiwi | Bild: KraPhoto / stock.adobe.com

Milch und Milchprodukte – Glas oder Verbundkarton, das ist hier die Frage

Milch und Milchprodukt brauchen eine Verpackung, damit wir sie nach Hause transportieren können. Unterschiedliche Stoffe haben verschiedene Vor- und Nachteile:

Glas: Mit Glas wird es Zero Waste. Pfandflasche und Joghurtglas werden mehrfach befüllt und verursachen so keinen Verpackungsmüll. Da das Material ziemlich schwer ist, verbraucht es allerdings viel Energie zum Transport. Daher sind Pfandgläser und -flaschen besonders in regionalen Kreisläufen klimafreundlich. Einwegglas dagegen schneidet besonders schlecht ab, weil Herstellung und Wiederverwertung so energieintensiv ist.

Verbundkarton: Eine leichte und zugleich zuverlässige Verpackung für Milch, aber auch für Saft und Soßen ist der Verbundkarton. Er besteht aus Papier, Kunststoff und eventuell Aluminium. Beim Gewicht und dem Schutz des Lebensmittels schneidet er ziemlich gut ab. Leider sind die einzelnen Materialien aber so eng miteinander verbunden, dass das Recycling kompliziert ist.

Milchtüte aus Verbundkarton

Bild: rdnzl / stock.adobe.com

Plastikbecher mit Pappbanderole: Vor allem Bio-Joghurt steckt oft in einer zweilagigen Verpackung. Ein dünner Plastikbecher, der durch eine äußere Pappschicht stabilisiert wird. Beide Schichten sind leicht zu trennen, so dass sie getrennt entsorgt werden können. Die einzelnen Rohstoffe können so gut wiederverwertet werden.

Eigene Gefäße: Früher war Müllvermeiden ganz einfach. Die Milchkanne stand für den Einkauf bereit und wurde immer wieder mitgenommen. Auch heute gibt es an vielen Orten die Möglichkeit, Lebensmittel komplett unverpackt zu kaufen. Manche Käsetheken ermöglichen den Einkauf mit der mitgebrachten Dose, oft klappt das auch bei Marktständen und in kleineren Geschäften. Bei Interesse einfach mal nachfragen.

Wir greifen übrigens gerne zu Milch und Milchprodukten in Bio-Qualität, denn da geht es den Tieren oft besser. Zusätzlich enthalten biologisch erzeugte Milchprodukte durch eine andere Fütterung mehr wertvolle Omega-3-Fettsäuren* und die Bio-Landwirtschaft sorgt für den Erhalt der Artenvielfalt und der Kulturlandschaft.

*Quelle: https://www.ernaehrungs-umschau.de/news/17-02-2016-biomilch-und-biofleisch-enthalten-mehr-omega-3-fettsaeuren/

Think big – Großpackungen vermeiden Verpackungsmüll

Nudeln, Reis und Müsli gibt es im Supermarkt in vielen verschiedene Verpackungen und Größen. Weniger Müll entsteht bei größeren Gebinden. So verbraucht ein Ein-Kilo-Paket Nudeln weniger Material als vier 250-Gramm-Päckchen. Sinnvoll ist es auch, auf Verpackungen mit viel Luft zu verzichten und Mehrfachverpackungen zu vermeiden. Ein Karton, der eine Plastiktüte schützt, ist vielleicht schön, aber eben auch vermeidbarer Abfall. Manche Supermärkte bieten schon Unverpackt-Stationen an, an denen Nudeln, Hülsenfrüchte oder Müsli in eigene Behälter abgefüllt werden können.

Einkäufe mit unverpackten Lebensmitteln in Netzbeuteln

Bild: beats_ / stock.adobe.com

Glas versus Dose – wie ist das bei Konserven?

Bei haltbaren Vorräten gibt es ebenfalls echte Unterschiede was den Verpackungsmüll angeht: Am besten würde auch hier tatsächlich das Pfandglas abschneiden, das aber bei Tomatensoße, Mais und Co. ja leider nicht üblich ist. Sowohl Einweggläser, als auch Dosen und Verbundkartons wandern früher oder später in den Müll. Hier ist der Verbundkarton die umweltfreundlichste Wahl, denn seine Herstellung und der Transport verbrauchen am wenigsten CO2.

Glas ist besonders energieintensiv in der Herstellung und beim Transport. Andererseits sind leere Schraubgläser in der Küche echt praktisch: für Gewürze, Nüsse oder zum Marmelade einkochen. Auch zum plastikfreien Transport von Salatdressing machen sie sich ziemlich gut.

Was wollen wir trinken?

Ganz ohne Verpackung und immer verfügbar ist Leitungswasser. Das gilt in Deutschland als Lebensmittel und wird daher streng kontrolliert. Wenn es Wasser mit Kohlensäure sein soll, ist ein Wassersprudler eine müllfreie Alternative.

Auch im Supermarkt und im Getränkehandel geht es ohne Müll, denn hier gibt es fast alle Getränke in Mehrwegflaschen. PET-Flaschen werden dabei bis zu 25mal genutzt, während Glasflaschen 50mal wiederbefüllt werden können. Glasflaschen sind immer dann sinnvoll, wenn ihre Transportwege kurz sind. Weite Wege verbrauchen wegen des hohen Gewichts viel Energie. Getränkedosen haben trotz des Pfandsystems eine schlechte Klimabilanz, denn die Herstellung des Materials ist energieintensiv und das Recycling aufgrund der bunten Lackierungen schwierig.

Mehrweg-Wasserflaschen im Kasten

Bild: Sauerlandpics / stock.adobe.com

Verbundkartons sind auch bei Getränken eine lebensmittelechte Verpackung, deren großer Nachteil die schlechte Recyclingfähigkeit ist. Dadurch, dass die Saftkartons mittlerweile zusätzlich eine Ausgießhilfe aus Plastik haben, ist der Plastikanteil an der Verpackung weiter gestiegen.

Warum geht der Deckel nicht ab?

Vielleicht hattet ihr auch schon so eine Flasche oder eine Milchpackung in der Hand, bei der der Deckel nicht abgeht. Auch wenn der erste Impuls ist, ihn abzureißen, hat das Ganze einen Sinn: Die sogenannten „Tethered Caps“ sollen sicherstellen, dass der Deckel gemeinsam mit der Flasche ins Recycling gelangt und so wiederverwertet werden kann. Ab 2024 wird dieser Beitrag zum Umweltschutz in der EU zur Pflicht.

Unverpackt einkaufen

Wie oben schon angesprochen, gibt es zum Beispiel im Supermarkt die Möglichkeit ohne Verpackung einzukaufen. Vor allem bei Obst und Gemüse, aber auch an der Frischetheke kann das funktionieren. Viele Marktstände sind ebenfalls sehr entgegenkommend, wenn für den Einkauf eigene Taschen oder Dosen mitgebracht werden.

Manche Läden verzichten gleich ganz auf Verpackung: Vor allem in großen Städten eröffnen derzeit immer mehr sogenannte Unverpackt-Läden. Hier gibt es zum Beispiel Nudeln, Nüsse, Haferflocken, Müsli und Hülsenfrüchte in großen Schütten, aus denen wir uns selbst bedienen dürfen. Eingekauft wird in Gläsern, Dosen oder Beuteln, die entweder mitgebracht oder gegen Pfand ausgeliehen werden können.

Nudelspender im Unverpacktladen

Bild: Werner / stock.adobe.com

So geht’s:

  1. Das Gewicht der einzelnen Gefäße ermitteln, damit es später abgezogen werden kann.
  2. Nach Herzenslust und je nachdem, wie viel gebraucht wird, Lebensmittel abfüllen. Es müssen nicht immer 500 g Nudeln sein und 325 g Haferflocken sind auch kein Problem.
  3. An der Kasse wird alles abgewogen und – abzüglich des Verpackungsgewichts – abgerechnet.

Oft gibt es zusätzlich Milchprodukte im Pfandglas und Käse wird ganz selbstverständlich in die mitgebrachte Dose gelegt. Ein bisschen wie im guten alten Tante-Emma-Laden. Auch wenn der Verkauf ein bisschen aufwendiger ist und die Läden meist klein, sind die Preise häufig in Ordnung. Das liegt daran, dass beim Einkauf die Verpackung nicht mitbezahlt werden muss und letztlich auch eine Zwischenstufe im Handel wegfällt. Wenn es bei euch eine verpackungsfreien Laden gibt, probiert es doch einfach mal aus!

Darum sollten wir Verpackungen vermeiden

Im Sommer Hitze und Trockenheit ohne Ende, dann wieder sturzflutartige Regenfälle, die der Boden nicht aufnehmen kann. Inzwischen ist uns allen klar, dass sich etwas ändern muss. Weniger Verpackungen bedeuten weniger Energie- und Ressourcenverbrauch. Wenn der Beutel im Rucksack zur Gewohnheit wird, brauchen wir keine Einwegverpackungen mehr – so können wir einen Beitrag leisten.

Autor:in

Kommentare (1)

Schlemmerlina
23. Okt. 2023 um 15:48 Uhr

Ich finde es echt super, dass du das Thema ansprichst! Als Privatperson selbstständig etwas für Umweltschutz zu tun, ist relativ schwierig (vor allem, wenn man nicht so der Gruppenmensch ist). Alleine schon kleine Änderungen im Kaufverhalten vieler Menschen würde schon einen riesigen Beitrag leisten, und da ist der Lebensmitteleinkauf mit das Erste, was einem einfällt.

Leider gibt es meist nur in größeren Städten Unverpacktläden, und sehr viele Supermärkte und Fleischer haben Hygienevorschriften, die das Umfüllen in eigens mitgebrachte Behältnisse verbieten. Da muss man schon mehr aufwenden, um geeignete Alternativen zu finden – Wochenmärkte mit großem Angebot gibt es auch nicht überall. Dann tauchen die Verkäufer auch nur unregelmäßig oder nur an bestimmten Zeiten auf, also muss man teilweise echt Glück mit den Arbeits- bzw. Unterrichtszeiten haben.

Bei Milchprodukten und Fisch wird es bei mir schwieriger. Joghurt bereite ich selbst zu, aber die Milch muss ich kaufen, weil ich in der Nähe keinen Milchautomaten habe. Zumindest in Sachen Obst & Gemüse kann ich mir jede Woche bei einem Laden in meinem Ort eine Gemüsekiste abholen. Manchmal erklären sich sogar die Verkäuferinnen beim Fleischer dazu bereit, das Fleisch in meine Dosen zu packen ;-) Bei Getränken handhabe ich das ganz einfach: Loser Tee, Leitungswasser, Limo (Glasflasche) vielleicht drei-, viermal pro Jahr, und Zitronen- oder Limettensaft frisch gepresst.

In den Supermärkten und Discountern würde es helfen, die Hygienevorschriften für die Theken zu lockern und die Mehrwegnetze nicht irgendwo, leicht übersehbar in eine Ecke zu verfrachten, während direkt vor dem Obst und Gemüse nach wie vor die Rollen mit den Plastiktüten hängen. Auch könnte man mehr Produkte in Mehrweggläsern anbieten. Milch und Joghurt sowie Konserven sehe ich da meist nur in größeren Märkten in Mehrweggläsern.

Schreibe einen Kommentar